Interview mit Dr. Hans-Werner Bertelsen
Amalgam birgt Langzeitrisiken und ist für die Zahnbehandlung überflüssig
Amalgam-Füllungen bringen laut Dr. Hans-Werner Bertelsen viele Gefahren für Patienten und Ärzte mit sich. Für ihn ist der Werkstoff inzwischen überflüssig geworden. Denn es gibt zahlreiche andere Materialien für die Zahnbehandlung. Damit diese gar nicht erst notwendig wird, rät der Zahnmediziner zu mehr Prävention − vor allem bei Kindern.
Dr. Bertelsen: Ich sehe hauptsächlich die Gefahr der Langzeitschäden durch Korrosion, also die Zersetzung des Metalls. Amalgam ist ein hervorragender Werkstoff, der leider die Eigenschaft besitzt, nach einigen Jahren zu korrodieren. Die Korrosionsprodukte sind zytotoxisch, das heißt, sie zerstören die Zellen. Das wurde in einer Dissertation der Konservierenden Zahnheilkunde der RWTH Aachen schon vor Jahren nachgewiesen. Über die konkreten Risiken von korrodierten Schwermetallen kann ein Zahnarzt nicht aufklären. Dafür braucht es oft einen Toxikologen.
Dr. Bertelsen: Bei den Allergien sind zwei Typen zu unterscheiden: der Sofort-Typ und der verzögerte Typ. Bei ersterem treten Allergien schnell ein, sodass auch der Kausalzusammenhang schnell erstellt werden kann. Häufig haben wir es bei Allergien aber mit dem verzögerten Typ zu tun, der sich erst später zeigt. Dann wird der Nachweis, dass die Reaktion von der Amalgam-Füllung hervorgerufen wurde, schon sehr viel schwieriger oder gar unmöglich.
Dr. Bertelsen: Nach den genannten Gefahren und den jeweiligen Studien dazu, kann ich nicht verstehen, warum jemand die Langzeitrisiken ignoriert. Ich persönlich verwende diesen Werkstoff nicht. Sowohl aufgrund der Risiken als auch, weil ich bei der Arbeit keinen Quecksilberdämpfen ausgesetzt werden möchte.
Dr. Bertelsen: Der Beschluss ist sehr gut. Durch ihn wird es einer ersten Generation ermöglicht, ohne quecksilberhaltige Materialien im Mund aufzuwachsen. Ich vermute, dies ist der Auftakt zum Komplettausstieg.
Dr. Bertelsen: Wir haben sehr viele verschiedene Werkstoffe zur Zahnbehandlung. Daher finde ich persönlich ein quecksilberhaltiges, also zytotoxisches Material, welches nach ein paar Jahren in der Mundhöhle korrodiert, völlig überflüssig.
Dr. Bertelsen: Die Möglichkeiten der Prävention sind noch längst nicht ausgeschöpft. So ist es nicht besonders schwierig, eine erhöhte Kariesanfälligkeit zu diagnostizieren. Wenn ein Kind im Alter von sechs Jahren bereits mehr als einen Zahndefekt aufweist, sollten die Eltern sofort reagieren: Sie sollten ihr Kind anleiten, sich vor Säureangriffen der Bakterienstämme, beispielsweise durch säurehaltige Getränke, zu schützen. Dabei sollten alle Getränke, die einen niedrigeren pH-Wert als 7 haben, für tabu erklärt werden, damit die eigenen Zähne nicht schon mit 40 Jahren ruiniert sind. Denn es ist die Karies in den Zahnzwischenräumen, die den Zahn nachhaltig zerstören kann.
Hier mangelt es an Aufklärung und Prävention an allen Ecken. Wir brauchen keine Schockfotos auf Softdrinks, Fruchtsaftflaschen und Früchtetees, aber wir brauchen endlich die Angabe des pH-Wertes. Damit ich als verantwortungsvoller Mensch selbst entscheiden kann, ob ich meinen Zähnen Schaden zufügen möchte, oder nicht.
Vielen Dank für das Interview, Herr Dr. Bertelsen.